Große Modelabel im Nachhaltigkeits-Check – Teil 1
Immer mehr große Modeketten versuchen, einen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit zu gehen. In meiner neuen Post-Reihe möchte ich die nachhaltigen Kollektionen der Labels vorstellen und genauer unter die Lupe nehmen. Den Anfang macht H&M. Die Concsious Kollektionen des schwedischen Modehändlers gibt es nun schon seit mehreren Jahren. Doch was steckt bei einem Unternehmen, das immer wieder auch durch Skandale wie dem Verbrennen von Neuware auffällt, wirklich dahinter? Bloß Greenwashing oder ein Schritt in die richtige Richtung?
Wie ihr auf den Bildern seht, bin ich selbst bei der aktuellen H&M Conscious Kollektion schwach geworden (wobei ist es überhaupt noch die aktuelle Kollektion? – So schnell wie H&M neue Teile rausbringt, verliert man da leicht den Überblick). Nachdem ich schon seit Monaten nicht mehr geshoppt hatte, habe ich das Kleid relativ „blind“ gekauft. Besser aus der Conscious Kollektion als aus der normalen, oder nicht? Erst später habe ich mich damit beschäftigt, was eigentlich genau hinter H&M Conscious steckt.
Nachhaltige Materialien, aber keine faire Produktion?
Die H&M Kollektionen werden vor allem als Conscious bezeichnet, weil für die Kleidungsstücke nachhaltigere Materialien verwendet werden. Mein Kleid besteht zum Beispiel aus Lyocell und Viskose. Kommt Baumwolle in den Conscious Kollektionen zum Einsatz, ist diese Bio. Außerdem experimentiert H&M in der Conscious Exclusive Kollektion auch mit neuen innovativen Materialien wie Ananasfasern, Algenbiomasse und Orange Fiber.
Das klingt erst mal alles sehr gut und ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung. Allerdings ist das Conscious-Siegel ein unternehmensinternes Siegel. Die verwendete Baumwolle trägt also kein unabhängiges Bio-Siegel. H&M setzt auf Selbstverpflichtungen und einen eigenen Verhaltenscodex. Produziert wird leider weiterhin in Billiglohnländern. Mein Kleid etwa ist „Made in China“. Hier kann man der schwedischen Modekette zwar zu Gute halten, dass sie transparent macht in welchen Fabriken produziert wird. Allerdings wird nicht klar, wie häufig H&M kontrolliert, dass die Fabrikarbeiter tatsächlich fair bezahlt werden.
Nachtrag, 24.09.2019: H&M ist Mitglied der Ethical Trading Initiative und hat das ‚Detox Commitment‘ unterzeichnet und wird von Greenpeace als ‚Avant-Garde‘ eingestuft. Allerdings setzt das Unternehmen sich auch hiermit lediglich selbst Verpflichtungen und arbeitet aktuell noch an der vollständigen Umsetzung dieser.
Ein erster Schritt in die richtige Richtung
Man kann also festhalten: Die H&M Conscious Kollektionen können mit wirklich nachhaltigen Fair Trade Labeln noch lange nicht mithalten. Dennoch finde ich es gut, dass H&M mit der Conscious Kollektion versucht nachhaltiger zu werden. Und nicht nur das: Schaut man sich die Ziele des Konzerns an, wird klar, dass Conscious erst der Anfang sein könnte. H&M möchte bereits 2020 komplett auf Bio-Baumwolle umsteigen. Bis 2030 möchte das Unternehmen seine CO²-Emmissionen um 40 Prozent senken und bis 2040 sogar komplett CO² neutral werden. Bis 2030 sollen außerdem alle Verpackungen aus recycleten Materialien bestehen. 2018 konnte H&M die CO² Emissionen bereits um 11 Prozent senken.
Ob die Ziele tatsächlich eingehalten werden können, wird sich zeigen. Unabhängig davon finde ich es richtig und wichtig, dass ein so großes Unternehmen wie H&M sich für Nachhaltigkeit stark macht und zumindest versucht, etwas zu ändern. Denn klar ist es toll, dass es immer mehr Fair Fashion Label gibt. Wirklich etwas ändern wird sich aber erst, wenn auch die Großen mitziehen. Ich kann es nur aus meiner Perspektive beurteilen, aber auf mich wirkt es so, als würde H&M nicht nur Greenwashing betreiben, sondern tatsächlich versuchen, etwas zu ändern. Dafür sprechen auch Events wie das H&M Change Makers Lab 2019, das im April in Berlin stattfand.
Aktuell ist es somit zwar immer noch nachhaltiger, Secondhand, Fair Fashion oder eben einfach gar nichts zu kaufen. Dennoch stellt H&M Conscious für mich eine Alternative dar, denn durch den Kauf der nachhaltigen Artikel zeigt man der Modekette, dass sie auf dem richtigen Weg ist und eine Nachfrage besteht. Gerade für Studenten und andere Menschen mit kleinerem Budget ist es oftmals schwierig, sich bei verhältnismäßig teuren Fair Fashion Labels einzukleiden. Hier bietet H&M eine gute Möglichkeit, dennoch einigermaßen nachhaltig einzukaufen.
Quellen:
https://www.siegelklarheit.de/h&m-conscious-c25
https://beige.de/artikel/mode-fashion-nachhaltig-hm-conscious-kollektion-spring-2019
Also erstmal: Das Kleid steht dir echt gut 😉 Ich finde, dass man die Bemühungen von H&M auf jeden Fall auch im Kontext mit anderen Modelabels aus der gleichen Schienen sprich der direkten Konkurrenz vergleichen muss. Da steht H&M definitiv weit besser da als andere. Dein Beitrag ist auf jeden Fall total interessant und zeigt, dass sich auch die Mode-Riesen mittlerweile Gedanken um Nachhaltigkeit machen und diese in ihren Möglichkeiten umsetzen.
Liebe Grüße, Milli
(https://www.millilovesfashion.de)
Hallo liebe Hanna, das Kleid sieht einfach wunderschön aus! Ich habe sowieso eine Schwäche für den Scarf-Dress Trend. Das Thema deines Posts ist wirklich super interessant und ich finde es schön zu hören, dass H&M Bemühungen in die richtige Richtung macht. Vor allem habe ich über neue Materialien wie Ananasfasern, Algenbiomasse und Orange Fiber gestaunt. Davon habe ich ehrlich gesagt noch nie was gehört. Ich denke, faire Produktion hängt oft mit einem höheren Preis (bzw. einer geringeren Gewinnmarge) zusammen und ob Kunden bereit sind, diesen zu zahlen oder ob H&M bereit ist die Marge zu schmälern ist immer fraglich.
Ich habe über dieses Thema schon oft nachgedacht und finde, dass hier alle in der Verantwortung stehen: Das Unternehmen auf der einen Seite. Dann aber auch die Kunden, denn Nachfrage bestimmt das Angebot. Wenn Billigware, die zu unfairen Konditionen hergestellt wird, also nicht mehr gekauft wird, würde sich auch etwas ändern. Und zu guter Letzt auch die Regierungen in den jeweiligen Ländern. Sie müssen Gesetze schaffen, die es verbieten, zu unmenschlichen Konditionen fertigen zu lassen.
Alles Liebe, Miri
http://www.meetmiri.com