Kolumne: Ist man mit 23 schon erwachsen?

Als kleines Mädchen dachte ich, mit 20 Jahren wäre man alt. Bereit zu heiraten und Kinder zu kriegen. Mittlerweile bin ich 23 – und der Gedanke an Hochzeit und Kinder erscheint ferner denn je. Natürlich ist das nicht alles, was zum Erwachsensein dazu gehört. Immerhin bin ich dann wohl doch reif genug um zu verstehen, dass man auch ganz ohne Eigenheim, Ehemann und Elternrolle erwachsen sein kann. Aber was genau bedeutet es denn dann erwachsen zu sein? Wenn ich ehrlich bin, habe ich oftmals noch immer das Gefühl ein Kind – oder zumindest ein Teenager – zu sein. Würde ich plötzlich wieder in meinem Kinderzimmer aufwachen, meine Mutter würde mich wecken und mir sagen, dass ich zur Schule muss, dann würde ich das vermutlich glauben. Obwohl ich ein komplett anderer Mensch bin, als ich es mit 16 war, habe ich doch nicht das Gefühl, dass über sieben Jahre zwischen dem heutigen Tag und meinem sechzehnten Geburtstag liegen.
Wenn ich mir andere Leute in meinem Alter anschaue, dann kommt es mir so vor, als ständen die schon längst mit beiden Beinen im Leben. Ich hingegen hänge kopfüber. Irgendwo zwischen kleinem Mädchen und alter Frau. Das große Problem beim Erwachsenwerden ist die Verantwortung, die man plötzlich ganz alleine trägt, wenn man nicht mehr bei den Eltern wohnt und den Wunsch hat unabhängig zu sein. Denn während ich mir oft genug wünschte, meine Mutter würde wieder meine Arzttermine machen und für mich kochen, weiß ich insgeheim doch, dass das nicht geht. Es wäre mir peinlich, wenn ich es noch nicht mal schaffen würde, alleine beim Arzt anzurufen. Und wenn ich dadurch nicht mehr regelmäßig jedes halbe Jahr zu Vorsorgeuntersuchungen gehe, dann ist das mein Problem, aus dem ich letztendlich lernen muss. Wer über sein eigenes Leben bestimmen will, der muss sich auch selbst darum kümmern.

Ihr seht also, ich versuche Verantwortung zu übernehmen – nur manchmal will mir das nicht so richtig gelingen. Als Kind dachte ich, Erwachsene hätten keine Probleme damit, ihre Hände von zu vielen Süßigkeiten fernzuhalten und sie würden immer pünktlich schlafen gehen, wenn sie am nächsten Tag einen wichtigen Termin haben. Leider versteht man mit zunehmendem Alter zwar besser, warum diese Dinge wichtig sind, doch das heißt noch lange nicht, dass man sie damit perfekt umsetzen kann. Mittlerweile merke ich selbst bei meiner Mutter, die als Kind für mich natürlich der Inbegriff einer erwachsenen Person war, dass sie nicht immer perfekt ist. Ja, selbst die eigenen Eltern lesen manchmal die halbe Nacht durch, wenn sie am nächsten Tag zur Arbeit müssen oder schlafen am Wochenende bis in den Nachmittag hinein. Ich denke, ein kleines bisschen Kind steckt noch in uns allen. Die Frage vom Anfang sollte daher wohl weniger heißen „Ist man mit 23 schon erwachsen?“ sondern vielmehr, „Ist man jemals wirklich erwachsen?“

PS: Ich hatte ja ursprünglich gesagt, dass die Kolumne immer samstags kommt. Leider passt das zeitlich nicht immer, sodass sie jetzt entweder samstags oder sonntags kommt! 

9 Kommentare bei „Kolumne: Ist man mit 23 schon erwachsen?“

  1. Ein wundervoller Post! 🙂 Ich hab mich das auch schön öfter gefragt, wann man denn jetzt so richtig erwachsen ist. Ich glaub spätestens mit 25 bekommt man kurz so eine Panikatakke, dass man schon so alt ist 😀 Aber ich muss sagen, ich bin jetzt 26 und will grad einfach nicht mehr erwachsen sein, im Alltag gefangen, ich möchte gerade lieber noch einmal ausbrechen, reisen und leben. Wann ich wirklich erwachsen werde, mich niederlasse und so, weiß ich nicht. Aber jedem das seine ne? 😉

    Ich wünsche dir einen wundervollen Tag <3
    Liebst, Sarah von Belle Mélange

    Ich wünsche dir einen wundervollen Tag <3
    Liebst, Sarah von Belle Mélange

  2. Haha, genau das dachte ich als Kind auch. Ich werde dieses Jahr 20 und fühle mich als wär ich 12. Ich kann mich damit noch nicht wirklich anfreunden. Schöner Post!
    Schau doch mal bei mir vorbei. Ich freue mich immer über neue Kommentare und Leser 🙂
    Liebe Grüße
    http://wearthatice.blogspot.de/

  3. Das kann ich wirklich nur zu gut nachvollziehen. Man wollte doch immer so gerne Erwachsen sein. Nun werde ich dieses Jahr schon 25 und manchmal glaube auch ich, ich bin mehr Kind als sonst.
    Denn ich glaube man möchte manchmal einfach nicht Erwachsen sein.
    Liebe Grüße Lisa <3
    http://hellobeautifulstyle.blogspot.de/
    https://www.youtube.com/channel/UCPoU_ebFxQsjhAwy8bjlPiA

  4. Tolles Post!
    Ich bin 27 und ich bin noch in der Phase "ich will noch Spass haben", wenn fast viele meine Freunde heiraten und Kinder haben… Ich glaub es hängt nur von dir ab ;).

    lu | Coco&Louis

  5. Das mit dem Erwachsen werden/sein und sich auch so fühlen ist schon verrückt. Bei mir wechselt das gefühlt ständig 🙂
    Liebe Grüße, Mona von Belle Mélange

  6. Oh, das Gefühl kenne ich nur zu gut.
    Manchmal will man sich vor der ganzen Verantwortung am liebsten verstecken und unter die Bettdecke krabbeln, bis alles wieder "gut" oder "vorbei" ist. Bis sich halt irgendwer erwachsenes drum gekümmert hat. Aber nun ja, so ist das nun mal leider manchmal im Erwachsenenleben.
    Ich finde man sollte aber auch nicht zu erwachsen werden, man sollte sich diese Unter-die-Bettdecke-krabbeln-Momente manchmal gönnen und auch mal sinnlose, kindliche Sachen machen, das Leben ist ja da um es zu genießen 🙂
    Liebe Grüße 🙂

  7. Eine gute Frage und auch die Frage ob man jemals richtig erwachsen wird. Ich würde sagen, dass ist total unterschiedlich. Ich hänge momentan mit 24 Jahren in der Luft und bei mir dauert es noch ein wenig bis ich auf festen Beinen stehe. Aber auch wenn ich verheiratet bin, kinder habe und fest im leben stehe, so denke ich gibt es Tage an denen ich mich nicht Erwachsen fühle. ich möchte das auch gar nicht.
    Liebe Grüße Michelle von beautifulfairy

  8. Ich wollte auch spätestens mit 24 verheiratet und zumindest Schwanger sein. Jetzt kann ich nur darüber lachen! Ja, auch ich hatte mir unter Erwachsen sein etwas anderes vorgestellt. Doch ich glaube jedes Kind denkt, dass man als Erwachsener alles im Griff hat. Wie viel Verantwortung auf einen zukommt, das bleibt einem verborgen. Das ist vielleicht auch besser so.
    Aber neben all der Dinge die so schwer scheinen, gibt es auch vieles, das toll ist am Erwachsen sein. Man darf z.B. vor dem Mittagessen Süßigkeiten naschen 😀

  9. Mir kamen die Leute um die 20 Jahre rum früher auch immer total erwachsen und "alt" vor, mittlerweile bin ich 27 Jahre alt und noch weit davon entfernt, wirklich erwachsen zu sein. Auch Kinder kann ich mir jetzt noch nicht vorstellen, Hochzeit liegt ebenso in weiter ferne. Ich finde, wenn man wirklich und wahrhaftig zu 100% Erwachsen ist, dann hat man irgendetwas falsch gemacht.
    Und du hast mit deinen 23 Jahren wirklich noch ewig Zeit (und ich wäre gerne nochmal 23, haha)

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