Hallo ihr Lieben!
Heute habe ich etwas ganz besonderes für euch. Ich nehme nämlich an der Blogparade Schreiblust von der lieben Sophie von Somehowsophie teil. Der Abgabetermin für die Posts wurde sehr zu meinem Glück nach hinten verschoben und so schaffe ich es heute doch noch mitzumachen.
Inspirieren lassen sollten wir uns von diesem Bild und wer selbst schreibt, weiß wahrscheinlich, dass das mit der Inspiration manchmal gar nicht so leicht ist. In meinem Fall war es so, dass mir recht schnell ein Setting für die Geschichte eingefallen ist und der Anfang recht bald stand. Nur was dann geschehen sollte, da war ich mir nicht so sicher. Eigentlich sollte es ein bisschen gruselig werden, aber dann habe ich wohl zu viele Frauenromane gelesen und was dabei am Ende heraus gekommen ist, dass lest ihr am besten selber!
Auf Expedition mit Safari-Barbie
„Denken Sie dran, Sie müssen immer auf den abgezäunten Wegen bleiben. Wer den Waldboden unbefugt betritt, den erwartet nicht nur eine Geldstrafe und wird der Expedition verwiesen, er begibt sich noch dazu in äußerste Gefahr“, erklärte unsere Tourleiterin, eine Blondine, die in ihrem Tarnmusteroverall aussah wie Safari-Barbie.
„Sie scheint wirklich nett zu sein“, flüsterte Niklas mir ins Ohr, woraufhin ich ihm einen Blick zuwarf, den er allgemein als meinen „Todesblick“ bezeichnete. Beleidigt wandte er sich von mir ab und richtete seine volle Aufmerksamkeit auf Safari-Barbie.
„Solange sie auf unseren Brücken bleiben, sind sie sicher – und sie werden trotzdem mehr als genug von dieser einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt mitbekommen“, erklärte sie in einer viel zu hohen piepsigen Stimme – wie sollte ich das nur drei Tage lang aushalten? „Unsere Anlage wurde bereits vor 75 Jahren von Wilbert Weininghausen, einem der bedeutendsten Naturforscher erbaut. Aber keine Angst, seitdem wurden natürlich einige Renovierungsarbeiten durchgeführt.“ An dieser Stelle begann sie zu kichern und ein Großteil des Publikums tat es ihr gleich. Niklas eingeschlossen. Erneuter Todesblick meinerseits.
Wieso hatte ich mich überhaupt hierzu überreden lassen? Ich war weder ein großer Natur- noch ein großer Tierfan. Kleine Hunde und Kätzchen fand ich zwar niedlich, aber hier gab es hauptsächlich bunt gefiederte, kreischende Vögel – und noch viel schlimmer: Spinnen. Wir wanderten stundenlang durch immer gleich aussehendes Gestrüpp und während die anderen jedes einzelne Blatt zu bestaunen schienen, hoffte ich nur, dass wir bald im Camp ankommen würden.
„Das wird richtig romantisch. Wir beide im Dschungel“, hatte Niklas mich eingelullt. Doch als wir das Camp erreichten erlosch auch diese Illusion der idyllischen Zweisamkeit. Unsere Unterkunft war ein Großraumzelt, in dem jeder sein eigenes unbequemes und knatschendes Feldbett hatte. Das von Niklas stand natürlich genau neben dem von Safari-Barbie.
Die ganze Nacht über konnte ich nicht schlafen. Das Bett war zu hart für meinen Rücken und wie ich mich auch hinlegte, keine Position war nur annähernd bequem. Noch dazu kamen die vielen schnarchenden Nasen um mich herum. Neben mir und Niklas hatten hauptsächlich frisch ins Rentenalter gekommene Senioren die Safari gebucht, die Probleme mit der Atmung hatten. Angeblich sollte die Luft hier der Lunge sehr gut tun. Doch mit ein wenig Genugtuung stellte ich fest, dass auch Safari-Barbie selbst schnarchte.
Um etwa 3.30 Uhr beschloss ich aufzustehen und ein wenig im Camp herum zu laufen. Neben dem Schlafzelt gab es noch die sogenannte „Open Air Kitchen“. Ein Name, der viel verheißen ließ. „Open Air Kitchen, das klingt doch super. Da können wir bei Mondlicht kochen“, hatte Niklas begeistert geschwärmt. Tatsächlich verbargen sich hinter diesem Anglizismus eine Lagerfeuerstelle und ein verrosteter Grill. Es gab noch nicht mal fließendes Wasser. Selbst zum Duschen mussten wir erst Wasser aus dem Brunnen über dem Feuer erhitzen, um es uns dann über den Kopf zu schütten. Ich war kurz davor mein Geld zurückzuverlangen. Aber alle anderen waren begeistert von „dieser Einfachheit, purer Freiheit und Unabhängigkeit von der Technik, deren Sklave wir heutzutage sind.“
Ich ging zum Brunnen um mir ein wenig Wasser zu holen. Ganz stolz hatte Safari-Barbie uns erklärt, dass man das sogar trinken kann. Ich könnte wetten, dass diese Heuchlerin irgendwo ihr privates Luxusresort hat und heimlich über die dummen Leute, die sich an einem Brunnen erfreuten, lachte. Irgendwo musste sie ja schließlich ihre zehn Schichten Make Up auflegen.
Um 3.30 Uhr morgens kommt man nicht selten auf dumme Ideen, deshalb sollte man um diese Zeit vermutlich auch besser schlafen. Jedenfalls setzte ich es mir in den Kopf Safari-Barbies geheimes geheimes Versteck zu finden. Vermutlich sollten wir nur deshalb nicht von den abgezäunten Wegen abweichen, weil sich dahinter ein uns ungeahntes Luxusparadies verbarg.
Ohne groß darüber nachzudenken, kletterte ich also über einen der schon leicht morschen Holzzäune. Welche Gefahren sollten hier schon wimmeln? Alles was ich in diesem Wald bis jetzt gesehen hatte, waren langweilige Pflanzen. Pflanzen, soweit das Auge reichte.
Umso weiter ich in den Wald hineinlief, umso unheimlicher wurde mir die Dunkelheit, die mich umhüllte. Hatte ich da hinter mir nicht ein Rascheln gehört? Ich machte noch ein paar Schritte – blieb dabei in einem Busch hängen und stolperte – und beschloss mich dann wieder auf den Rückweg zu machen. Die Frage war nur, aus welcher Richtung war ich eigentlich gekommen? Im Wald sah für mich alles gleich aus.
Plötzlich fühlte ich etwas auf meinem Kopf, etwas kitzelte in meinen Haaren. Reflexartig strich ich mir mit der Hand über den Kopf und begann sofort zu schreien. Eine riesige Spinne hatte sich auf meinem Kopf abgeseilt. Sie war richtig haarig und hatte einen fetten Körper. Wahrscheinlich eine Vogelspinne. Gab es hier Vogelspinnen?
Ich wusste nicht, was ich tun sollte, außer nach Hilfe zu schreien. Ich wollte die Spinne nicht noch einmal anfassen, doch noch weniger wollte ich, dass sie auf meinem Kopf sitzen blieb. Nach wenigen Minuten sah ich das Leuchten von Taschenlampen irgendwo weit entfernt. „Hier bin ich, hier!“, schrie ich so laut ich konnte.
Niklas warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu. Nachdem er und Safari-Barbie mich gefunden und die Spinne – oder das was ich dafür gehalten hatte – aus meinem Haar entfernt hatten, waren wir schweigend zurück ins Camp gegangen. Wie sich heraus gestellte, hatte sich lediglich eine Blüte in meinem Haar verfangen. Niklas war ganz begeistert davon, offensichtlich handelte es sich um ein äußerst seltenes Exemplar. Er hatte sie den ganzen Weg über behutsam in seiner Hand getragen und während er und Safari-Barbie mir nun wie bei einem Verhör gegenüber saßen, bestaunten die anderen Campteilnehmer sie nahezu ehrfürchtig.
„Die Regeln unserer Expedition besagen, dass ich Sie leider des Camps verweisen muss. Ihr Geld kriegen sie nicht zurück. Niklas, Sie können natürlich gerne noch bleiben“, erklärte Safari-Barbie. Mich guckte sie eiskalt an, doch als sie sich Niklas zuwandte, wurden ihre Gesichtszüge sanfter und ihre Augen funkelten.
„Ich…“, stammelte Niklas. Er war sich offensichtlich nicht sicher, was er tun sollte. Das wiederum brachte bei mir das Fass zum Überlaufen. Sollte es für ihn nicht klar sein, dass er zu mir, seiner Freundin hielt. Schließlich war ich nur wegen ihm überhaupt in dieser Situation.
„Ich verlasse diese Expedition mehr als gerne“, fauchte ich Safari-Barbie an, „Das Ganze hier ist doch der letzte Dreck. Ich habe keine Ahnung, warum alle sich hier freuen, wie im Mittelalter zu leben. Für mich ist das jedenfalls nichts. Und Niklas, wenn du hierbleiben willst, kannst du das gerne tun, aber dann bitte für immer. In unsere Wohnung kommst du dann jedenfalls nicht mehr zurück.“
Niklas schaute mich entsetzt an. Ich war in seiner Gegenwart noch nie so ausgeflippt, dabei waren wir schon seit drei Jahren ein Paar. „Ich, ich wusste nicht, dass du das hier so schrecklich findest“, sagte er fast schon ein wenig schuldbewusst, „ich dachte, du magst die Natur auch.“
Schlussendlich entschied er sich dafür mit mir zu kommen. Am nächsten Morgen wurden wir von einem Bus abgeholt. Die ganze Fahrt über sagten wir kein Wort. Es war der Busfahrer, der schließlich das Schweigen brach.
„Was habt ihr bloß angestellt, dass ihr aus diesem wunderbaren Camp geworfen wurdet?“, fragte er scherzhaft.
„Ich bin in den Wald gelaufen“, sagte ich ein wenig schulbewusst, aber gleichzeitig auch ein wenig trotzig.
„In den gefährlichen Wald? Das hast du dich getraut?“
Ich war mir nicht sicher, ob er es ernst meinte oder sich über mich lustig machte.
„Was wolltest du denn im Wald?“, hakte er weiter nach, als er merkte, dass ich nicht antwortete.
Einen Moment schwieg ich, doch dann entschied ich mich, von meinem dummen Verdacht zu erzählen. Niklas hatte diese Geschichte auch noch nicht gehört. Ich hielt es für unangebracht, sie vor Safari-Barbie zu erzählen.
„Also erst mal muss ich sagen, es war drei Uhr in der Nacht und ich war sehr müde“, begann ich zu erzählen, „und ich bin einfach nicht so der freie Natur Typ. Und diese Safari-Barbie – ähm ich meine unsere Tourleiterin – sie sieht auch nicht aus, als würde sie ohne laufendes Wassre und Spiegel auskommen. Da dachte ich mir, irgendwo muss es doch noch etwas Zivilisation geben in diesem öden Wald. Und die habe ich dann gesucht.“
Niklas‘ Mund stand offen. Ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. Merkte er zum ersten Mal, dass ich nicht so sehr auf Abenteuerurlaub stand wie er oder war er nur sauer, weil ich seine tolle neue Freundin Safari-Barbie genannt und als Hochstaplerin verdächtigt habe?
„Du bist ein schlaues Mädchen“, sagte der Busfahrer laut lachend. Anscheinend mochte er Safari-Barbie genau so wenig wie ich, denn als ich sie unter diesem Namen erwähnte, hat er anerkennend genickt. Plötzlich jedoch riss er das Steuer rum und fuhr zurück Richtung Camp. Weder Niklas noch ich hatten auch nur die leiseste Ahnung, was er vorhatte. Wollte er uns zurück bringen und mich noch mehr bei Safari-Barbie anschwärzen? Vermutlich hatte ich bald noch eine Anzeige wegen Rufmordes an der Backe…
Doch dann bog er auf einen kleinen Pfad ab, der eher wie ein Trampelpfad als wie eine Straße für Fahrzeuge wirkte. „Wo fahren wir hin?“, fragte Niklas etwas ängstlich. „Deine Freundin ist ein schlaues Mädchen“, sagte der Busfahrer nur. Wollte er mich jetzt irgendeinem Urwaldstamm opfern, der auf schlaue Mädchen stand?
Als sich die hohen Bäume um uns herum jedoch lichteten und wir auf eine Lichtung zufuhren, wurde mir klar, wohin er uns fuhr. Mit Genugtuung stellte ich fest, dass ich mit meinem Verdacht richtig gelegen hatte. Dort, mitten im Wald lag eine Art Spar. Ein Swimmingpool umrundet von vielen kleinen Tempelzelten, in denen es Betten mit Satinbettdecken und unzähligen Kissen gab, in einem war sogar eine Massageliege aufgebaut, auf der niemand anderes als Safari-Barbie sich gerade massieren ließ.
„Das glaube ich nicht“, murmelte Niklas immer wieder vor sich hin. „Das ist die Art von Urlaub, die ich gerne gehabt hätte“, seufzte ich. „Nächstes Mal planen wir unseren Urlaub zusammen“, versprach Niklas mir und küsste mich zärtlich, „aber jetzt wollen wir erst mal sehen, ob ihr schlechtes Gewissen uns nicht den einen oder anderen Tag hier einbringt. Die wollen doch sicher nicht, dass wir rumerzählen, dass ihr ganzes Camp eine reine Abzocke ist.“ Ich grinse und sage: „Vielleicht war deine Urlaubsplanung dann doch gar nicht so schlecht.“
Schöne Geschichte. Gefällt mir 🙂 Eine tolle Idee.
Hey!
Das ist ja eine total super Idee 🙂
Mir gefällt deine Geschichte wirklich sehr gut. Ganz liebe Grüße!
Carina von http://justbewildatheart.blogspot.de/