That kind of girl – Geschlechterklischees auf Social Media

frauen auf social media

Beauty, Fashion, Lifestyle – vor drei Jahren war das gefühlt die Bio jeder zweiten Bloggerin auf Instagram. Schließlich sind das die Themen, mit denen die meisten Frauen sich auf Social Media beschäftigen. Dazu kommen noch Ernährung, Familie und Haushalt. Das hat jetzt eine Studie der Malisa-Stiftung ergeben. Quintessenz des Ganzen: Frauen sprechen auf Youtube, Instagram und co. vor allem klassisch weibliche Themen an. Während wir überall gegen überholte Geschlechterklischees kämpfen, sind sie auf Social Media so präsent wie in einer 50er-Jahre Waschmittel-Werbung.

Obwohl die Ergebnisse der Studie jetzt nicht wirklich etwas Neues sind – ein Blick auf die Instagram Explore-Page bestätigt sie nur – haben sie mich doch zum Nachdenken gebracht. Immerhin beschäftige ich mich hier auf meinem Blog und auf Instagram mit genau diesen Themen. Klar, ab und an schreibe ich auch über Serien, Bücher und andere Themen, aber im Großen und Ganzen fällt mein Blog in die typische Lifestyle-Ecke. Und obwohl ich mich eigentlich als emanzipierte Frau bezeichnen würde, helfe ich damit dann doch unbewusst dieses eingestaubte Rollenbild aufrecht zu erhalten.

Das Dumme ist nur: Ich interessiere mich wirklich für diese Dinge und schreibe gerne darüber. Die Inhalte auf meinem Blog, sind nicht alles, was mich ausmacht, sie spiegeln nur einen Teil meiner Interessen wieder. Genauso, wie das wohl auch bei 99% aller anderen Bloggerinnen, Youtuberinnen und Influencerinnen der Fall ist. Es hat mich schon immer genervt, als oberflächlich oder ungebildet abgestempelt zu werden, nur weil ich mich unter anderem auch für Mode interessiere. Heißt das, dass ich mich nicht für Politik, Wirtschaft und Wissenschaftshemen begeistern kann?

Das ist natürlich eine rein rhetorische Frage. Die Frage, die ich mir eigentlich stelle lautet viel eher: Warum habe ich mich ausgerechnet dafür entschieden, über Mode und Ernährung zu schreiben und nicht über Politik oder Wirtschaft? Schließlich suche ich mir selbst aus, wie ich mich online inszeniere und womit ich in Verbindung gebracht werde.

Ich habe lange über diese Frage nachgedacht und versucht eine passende Antwort zu finden. Als ich meinen Blog 2013 gestartet habe, hatte ich kein wirkliches Konzept. Zu der Zeit war Social Media noch kein Business und dementsprechend habe ich mir keine Gedanken darüber gemacht, was sich am besten verkaufen könnte. Ich wollte lediglich eine Plattform zum Schreiben und ich habe über das geschrieben, was ich auch auf anderen Blogs gerne gelesen habe. Das waren mal Buchrezensionen, mal Rezepte und mal Outfits. Zu der Zeit wusste ich nicht, dass es überhaupt so etwas wie politische Blogs gibt. Das waren für mich Themen die in traditionellen Medien behandelt wurden. Mit Blogs und Youtube-Videos verband ich unverfänglichere Hobby-Themen. Nach wie vor würde ich mich nicht wohl dabei fühlen, auf einem Social Media Kanal, dessen Inhalte nur ich allein überprüfe, über Themen zu schreiben, zu denen man leider auch viel Falsches erzählen kann, wenn man sich nicht richtig informiert oder einfach nur etwas übersieht.

Das heißt nicht, dass ich denke, dass solche Inhalte nichts auf sozialen Plattformen zu suchen hätten. Im Gegenteil. Ich finde es sehr wichtig, dass auf diesen Medien, die so viele Menschen erreichen können, auch über ernstere Themen berichtet wird. Aber als Influencer, Blogger, Content Creator -oder wie auch immer man es nennen mag – muss man sich eben auch zutrauen, diese Themen anzusprechen. Verschiedene Studien zeigen, dass Frauen das tendenziell seltener tun als Männer.

Nun ging es in der Malisa-Studie aber nicht nur darum, dass Frauen eher über Hobby-Themen sprechen und Männer auch über Politik oder Beruf. Auch die Hobbys, die von Frauen in den sozialen Medien ausgeübt werden, sind typisch weiblich, während Männer ein viel breiteres Spektrum abdecken. Als ich meinen Blog startete, habe ich auch kurz überlegt, mit Youtube-Videos anzufangen, habe mich dann aber dagegen entschieden, weil ich mich nicht sonderlich für Make-Up interessiere und Frauen auf Youtube zu dieser Zeit gefühlt nur Beauty-Videos gemacht haben. Mittlerweile ist das Spektrum hier zum Glück sehr viel größer. Die Tatsache, dass ich damals dachte, mir würde als Frau nur dieses Themenfeld offenstehen, ist jedoch nach wie vor erschreckend.

Generell finde ich es schwierig zu bewerten, was denn nun typisch weiblich und was typisch männlich ist, wenn es um reine Hobbys geht. Wäre es denn besser, wenn mehr Frauen auf Social Media sich mit Gaming und Fußball auseinandersetzen würden als mit Mode und Ernährung? Ich finde es wichtig, entscheiden zu können, mit welchen Themen ich mich online beschäftige. Wenn das Mode und Ernährung sind, ist das für mich als Einzelperson vollkommen in Ordnung und legitim. Nur im Gesamtbild ergibt sich ein Problem. Denn da bin ich plötzlich nur eine von vielen, die Einheitsbrei produzieren und deren Content auf den ersten Blick wenig emanzipiert wirkt.

Deshalb arbeite ich momentan daran, mein Themenspektrum zu erweitern. Mich nicht auf ein Gebiet, das gut ankommt zu fixieren. Die „typischen Mädchenthemen“ bleiben zwar erhalten, aber ich versuche, sie aus einem anderen Winkel zu betrachten. Ob mir das in Zukunft gelingt, werden wir sehen.

Ein Kommentar bei „That kind of girl – Geschlechterklischees auf Social Media“

  1. Deinen Beitrag fand ich total spannend. Ich gehöre ja auch zu den Bloggerinnen, die ganz Klischeehaft über Mode und Beauty schreiben. Aber nicht weil ich mir nicht zu traue über Politik und Wirtschaft zu schreiben, sondern weil ich nicht glaube, dass diese Themen nicht so viele Menschen anspricht. Die Frage ist ja womit wollen sich die Menschen in Ihrer Freizeit beschäftigen. Ich glaube es eher Freizeit Themen als ernste Themen wie Politik & Wirtschaft.

    Liebe Grüße, Milli
    (https://www.millilovesfashion.de)

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