Warum ich gerne introvertiert bin

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In den letzten Monaten lese ich immer wieder Berichte über die Charaktereigenschaft „Introversion“. In den meisten Fällen habe ich mich dabei sofort angesprochen und irgendwie auch… verstanden gefühlt. Für mich war das Gegenteil von extrovertiert lange Zeit „nicht extrovertiert“ oder einfach schüchtern. Extrovertiert zu sein war gut und schüchtern zu sein, das war schlecht. Viele Leute scheinen es schlicht und einfach nicht zu verstehen, dass nicht jeder gerne auf Partys mit tausenden Menschen geht, an wilden Diskussionen teilnimmt und der Mittelpunkt jeder Konversation sein möchte. Oftmals bekommt man das Gefühl vermittelt, dass wer nicht ständig etwas Interessantes sagt, auch nichts Interessantes denkt und somit ein langweiliger Mensch ist.

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Was am introvertiert sein wirklich nervt

Ich erinnere mich noch zu gut an meine Schulzeit zurück, in der ich mich auf Partys oft nicht wohl in meiner Haut gefühlt habe und nur mit steigendem Alkoholpegel lockerer wurde. Ich gehörte nie zu denjenigen, die in einen Raum kommen und allen Anwesenden kreischend um den Hals fallen, damit auch jeder weiß, dass sie jetzt da sind. Ich habe viele gute Partys erlebt, aber die besten waren die, bei denen ich mit nur wenigen Leuten zusammen gesessen und über Gott und die Welt philosophiert habe. Sobald ich auf einer solchen Veranstaltung jedoch niemanden zum Reden hatte, habe ich mich unwohl in meiner Haut gefühlt. Nicht etwa, weil ich unbedingt Konversation betreiben wollte, sondern weil ich wusste, dass zwangsläufig gleich die folgende Situation auf mich zukommt:

Ein betrunkener Partygast, der auf mich zukommt, mich blöd angrinst und sagt: „Hab doch mal mehr Spaß!“ Das Ding ist halt, dass ich sehr wohl Spaß haben kann, wenn ich einfach nur dasitze und die Situation um mich herum beobachte. Oder wenn ich bei einer Diskussion in großer Gruppe einfach nur zuhöre. Doch sobald jemand das kommentiert, ist es mit dem Spaß auch schon wieder vorbei. Ich habe das Gefühl, als introvertierter Mensch wird man ständig dazu gedrängt sich einzubringen, auch wenn man gar nicht das Bedürfnis dazu hat. Und genau das ist es, was nervt. Dir wird praktisch vorgeschrieben, was du zu tun hast, wenn du gut gelaunt bist.

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Zwischen introvertiert und extrovertiert liegt ein großes Spektrum

Versteht mich nicht falsch. Ich will damit nicht sagen, dass ich auf Feiern die ganze Zeit nur schweigend in der Ecke rumsitze oder dass alle extrovertierten Menschen ständig kreischend durch die Gegend laufen. Es gibt schließlich noch ein großes Spektrum zwischen der introvertierten grauen Maus, die sich hinter ihren Büchern versteckt und dem aufgedrehten Partygirl. Und noch dazu sind die Eigenschaften „Introversion“ und „Extroversion“ bei jedem Menschen anders ausgeprägt.

Bei mir zum Beispiel hat Introversion nur wenig mit Schüchternheit zu tun. Ich hatte nie Probleme damit, fremde Leute anzusprechen und wenn ich etwas will, dann frage ich danach, ohne groß zu überlegen, was mein Gegenüber denn nun von mir denkt. Ich habe kein Problem damit, mich mit fremden Leuten schnell über den üblichen Smalltalk hinaus gut zu unterhalten. Solange es nicht zu viele sind. Denn mich in Unterhaltungen in großen Gruppen einzubringen, das fällt mir wiederum schwer. Von einer Freundin habe ich gehört, dass es bei ihr genau andersrum ist. Sie schafft es in jeder Unterhaltung ihre Meinung einzubringen. Doch sobald sie beim Pizzaservice anrufen soll, verstummt sie. Wir beide würden uns jedoch als eher introvertiert bezeichnen. Wie sich das äußert ist jedoch ganz unterschiedlich.

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Woran erkenne ich, dass ich introvertiert bin?

Diese Frage klingt so, als sei Introversion eine Krankheit. Dabei ist sie das ganz sicher nicht. Ganz im Gegenteil: Ich schreibe diesen Artikel, um zu zeigen, dass es völlig okay ist, man selbst zu sein. Mich näher mit dem Thema Introversion zu beschäftigen, hat mir geholfen, mich selbst besser zu akzeptieren. Ich habe erkannt, dass ich nicht versuchen muss, lauter, geselliger und kommunikativer zu sein, als ich eigentlich bin. Solange ich mich selbst gut damit fühle und nicht das Gefühl habe, nichts zu sagen, weil ich mich nicht traue, sondern vielmehr, weil ich gerade einfach nichts sagen möchte. Deshalb rate ich allen introvertierten Menschen da draußen zu akzeptieren, falls sie:

  • lieber mal einen Abend alleine sind, als sich mit Freunden zu treffen
  • einen gemütlichen Kneipen- oder Filmeabend immer einer Party vorziehen würden
  • eicht bei jeder Diskussion mindestens 50 Prozent Gesprächsanteil haben
  • lieber einen kleinen als einen großen Freundeskreis haben
  • Begegnungen mit Leuten zunächst eher skeptisch gegenüber sind
  • nicht gut im Smalltalk sind

Nun würde mich interessieren, ob ihr eher introvertiert oder eher extrovertiert seid und wie sich das bei euch äußert.

10 Kommentare bei „Warum ich gerne introvertiert bin“

  1. Ich glaube, eine gesunde Mischung ist wie immer das Beste. Ich würde mich eigentlich eher zu den extrovertierten Menschen zählen, aber es kommt auch hier auf meine Stimmung an. Natürlich gibt es Tage, da will ich auch mit Niemanden reden und in Ruhe gelassen werden. 😉 Interessanter Beitrag. Alles Liebe Marie

  2. Der Blogpost ist unglaublich schön geschrieben! Ich bin, genau wie du, auch ein introvertierter Mensch. Gerade in der Schule war das immer ein großer Nachteil für mich und wurde mir auch immer als solcher zu verstehen gegeben. Inzwischen sehe ich das gar nicht mehr so und bin gerne, wie ich bin!

    Liebe Grüße, Larissa

  3. Ich bin auch eher introvertiert, bin zwar gerne dabei und fühle mich in großen Gruppen auch irgendwie meistens wohl, muss aber auch nicht zu allem meinen Senf dazu geben. Auf Partys bin ich gerne immer mit ein oder zwei Leuten zusammen, die ich mag, nur unter Fremden komme ich mir komisch vor. Auf der Tanzfläche sieht man das dann gar nicht mehr, in der Disko unter Menschen, die ich gar nicht kenne kann ich total loslassen und jeder würde vermutlich denken, dass ich richtig extrovertiert bin.
    Aber eigentlich liege ich abends lieber mit einem guten Buch oder Film auf dem Sofa und ruhe mich aus.
    Liebe Grüße,
    Leni 🙂
    http://www.sinnessuche.de

  4. Ich glaube, es ist ganz wichtig, es zu erkennen, was man braucht und was nicht. Und so weit war ich in deinem Alter noch nicht, ich kam mir nur immer „anders“ vor und damit „nicht richtig“. Wäre ich damals schon so weit gewesen…hätte ich mich wohl auch eher richtig lieben gelernt.
    Dir ein schönes Wochenende!

  5. Ich denke ich gehöre dann auch eher zu den introvertieren. Wenn ich mir die Punkte so ansehe.
    Fühle mich teilweise in großen Gruppen auch eher etwas unwohl. Partys so wie früher, mache ich auch nicht mehr gerne. Klar gehe ich gerne mal weg aber dann auch lieber im kleinen Kreis.
    Liebe Grüße Michelle von beautifulfairy

  6. Oh wow der Beitrag ist einfach so toll geschrieben. Und ich finde es immer so interessant zu lesen.
    Ich wünsche dir ein tolles Wochenende
    Liebe Grüße Lisa
    http://www.hellobeautifulstyle.blogspot.de

  7. Dein Beitrag ist wirklich toll! Ich denke viel Menschen verwechseln Introversion mit Schüchternheit, was ja auf keinen Fall zu verwechseln ist. Ich glaube aber, dass es am Ende sogar gar nicht so schlecht ist, wenn man selbst ein bisschen zurück genommener ist. Man muss eben nicht so jedem seinen Senf dazu geben und bei jeder Party in der ersten Reihe tanzen.

    Liebe Grüße, Milli
    (http://www.millilovesfashion.de)

  8. Die Bilder sind ja echt süß geworden – ich mag die Kombi aus den süßen Shorts und der Strumpfhose. Ich würde sagen ich bin so ein Mittelding zwischen introvertiert und extrovertiert. Ich finde mich in einigen Punkten deiner Liste wieder aber ich gehe auch ab und zu richtig gerne weg oder sage bei Diskussionen doch mal mehr 😀 also kann mich jetzt so direkt keiner Seite zuordnen. xxx

  9. Das kenn ich nur zu gut und es gibt leider wenige Leute, die das verstehen. Wirklich schön geschrieben und toller Post.
    Liebe Grüße
    Elisa
    http://www.clean-couture.com

  10. I feel you! Mir geht es da tatsächlich ganz genauso. Bin auch eher introvertiert.

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