„Ih, Feminismus“ – Warum wir einen Weltfrauentag brauchen.

Foto: Sarah Pritzel
Lange Zeit habe ich selbst Feministen nicht ernst genommen. Mein Umfeld war zu großen Teilen der Ansicht, dass man Feminismus heute einfach nicht mehr braucht. Schließlich können Frauen wählen, arbeiten und Hosen tragen – da sind doch alle Ziele erreicht! Schön wäre es, wenn es so einfach wäre. Aber nein, Frauen, die heute (noch) Feministinnen sind, sind keine „aggressiven Kampflesben, die nur frustriert sind, weil sie keinen abkriegen“, wie es früher auf dem Schulhof so gerne behauptet wurde. Und auch Männer, die sich für Feminismus einsetzen, sind keine „dummen Schwuchteln, die eh keine Ahnung haben.“ 
Auf die Frage warum sie Feministin sei, hat irgendeine berühmte Persönlichkeit, an deren Namen ich mich gerade nicht mehr erinnere, geantwortet: Ich verstehe vielmehr nicht, warum es Leute gibt, die keine Feministen sind. Und genau damit hat sie Recht. Wenn eine Gruppe der Bevölkerung ungerecht behandelt wird, sollte man sich dann nicht für sie einsetzen? 
Foto: Sarah Pritzel
Ich bin keine Feministin im engeren Sinne. Ich setze mich nicht aktiv für Frauenrechte ein und ich sehe viel zu oft über Ungerechtigkeiten hinweg, einfach, weil ich keine Lust habe, mich darüber aufzuregen. Denn dann ist man viel zu oft der Buhmann. „Ist doch egal, dass da nur die Mitarbeiter angesprochen werden und dass in der Ausschreibung nach einem Kaufmann gesucht wird“. Ganz ehrlich, lange Zeit habe ich auch so gedacht und noch immer bin ich kein Verfechter des Genderns um jeden Preis. Doch mittlerweile sehe ich das ein wenig anders. Denn solange sich die alte Geschlechterordnung in der Mann vor Frau kommt in unserer Sprache manifestiert, hat sie auch in der Realität Gewicht. Klar, weiß ich, dass ich mich auf eine Stelle als Kaufmann bewerben kann. Bitter ist es nur, dass ich vermutlich weniger Chancen habe als ein echter Mann. Immerhin werde ich als Frau eh bald schwanger und bin dann jahrelang im Mutterschutz. Und so hart durchgreifen wie ein Mann, das kann ich ohnehin nicht. 
Solche Vorurteile begegnen uns leider noch viel zu häufig und wenn niemand etwas dagegen tut, dann werden sie sich auch nicht von selbst in nichts auflösen. Es ist wichtig, dass man auf diese Misstände aufmerksam macht. Sonst werden Frauen nie das Gleiche verdienen wie Männer und ein altmodischer Chef wird immer einen Mann bevorzugen. Und genau aus diesen Gründen brauchen wir auch einen Weltfrauentag! 
Ich hatte eigentlich gar nicht vor, einen solchen Beitrag zu verfassen. Doch heute habe ich in den sozialen Netzwerken so viele Beiträge gesehen, in denen sich über den Weltfrauentag lustig gemacht wird, dass ich mir dachte, es ist Zeit mein eigenes Statement abzugeben. „Weltfrauentag – und was ist mit uns Männern?“, wird da scherzhaft rumgejammert. Falls ihr es nicht wusstet: Es gibt auch einen Weltmännertag, der ist am 3. November und wurde im Jahr 2000 eingeführt. Weil wir Gleichberechtigung auf allen Ebenen brauchen. Das ist gewiss auch richtig und dennoch ist legitim zu sagen, dass der Weltfrauentag momentan einfach mehr Bedeutung hat. Nicht, weil wir Frauen, das bessere Geschlecht sind, sondern weil wir es verdient haben, wie ein ebenbürtiges Geschlecht behandelt zu werden. 

7 Kommentare bei „„Ih, Feminismus“ – Warum wir einen Weltfrauentag brauchen.“

  1. Schöner Beitrag. Ich finde auch, dass es in der Gleichberechtigung noch viel zu tun gibt. Allerdings bin ich auch noch immer der Meinung, dass es an manchen Stellen einfach "verschwendet" ist sich über Sachen aufzuregen. Z.B. genau das Beispiel, das du angebracht hast. Dann steht eben irgendwo nur die männliche Bezeichnung. Na und? Selbst ich bin manchmal zu faul die weibliche Form eines Berufes zu schreiben und verwende dann einfach die männliche Form. Wieso sollte sich Frau dadurch unterdrückt fühlen? Wieso müssen zehntausend neue Begriffe eingeführt werden, damit es ein allgemein gültiges Wort gibt, das Frauen und Männer einschließt?
    Da ist es doch viel wichtiger dafür zu kämpfen, dass Frauen für die gleiche Tätigkeit auch das gleiche Gehalt bekommen. Das Frauen in allen Ländern die gleiche Chance auf Bildung haben, wie ihre männlichen Mitbürger.

    Allerdings bin ich auch keine aktive Feministin 😉

    Liebe Grüße
    Julia

  2. ow wirklich cooler Beitrag und sehr gutes Statement. Ich bin auch der Meinung, dass wir noch lange nicht am Ziel sind – Gleichberechtigung in jeder Form ist noch nicht gegeben. Allein wenn man in die Firmen schaut: Männer verdienen für die gleiche Arbeit einfach mehr als Frauen.
    Ich finde es wichtig, dass es immer noch Menschen gibt die sich dafür einsetzen.

    Du sagst zwar du bist keine Feministin, aber mit bzw in diesem Beitrag eben schon 🙂

    Liebste Grüße
    Sassi

  3. Tolles Beitrag und schöne Bilder!

    lu | Coco&Louis

  4. Ich bin da wie gesagt etwas zwiegespalten. Für mich ist das definitiv keine Priorität und an vielen Stellen ist es nun mal einfach auch nicht möglich. Dennoch kann ich auch die Leute verstehen, die argumentieren, dass die Sprache nun mal unser grundsätzliches gesellschaftliches Verständnis der Männer- und Frauenrollen wiederspiegelt.

  5. Vielen Dank! Ich denke auch, wenn jeder schon einen kleinen Beitrag dazu tut, kann das helfen 🙂

  6. Wow ein richtig toller Beitrag!
    Schön geschrieben und sooo tolle Bilder <3

    Ich wünsche dir einen wundervollen Tag <3
    Liebst, Sarah von Belle Mélange
    belle-melange.com

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.