Kolumne: Von Schönheitsidealen und Instagramfiltern

Ich schaue mir bereits das dritte Youtube-Tutorial zum Thema „Größere Augen schminken“ an. Dass meine Augen einfach viel zu klein sind, ist mir auf den letzten Outfitbildern wieder einmal bewusstgeworden. Ich weiß noch genau, wie ich zum ersten Mal auf dieses vermeintliche Problem aufmerksam wurde. Damals war ich etwa zwölf Jahre alt und habe leidenschaftlich gerne Sims 2 gespielt. Was das mit meinen Augen zu tun hat? Eines Tages war ich mit einer Freundin verabredet und wir haben uns selbst als Sims erstellt. Als es dann darum ging, die Gesichtszüge anzupassen, meinte besagte Freundin plötzlich: „Die Augen müssen wir aber noch kleiner machen.“ Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich mir nie groß Gedanken über meine Augen gemacht. Ich hielt sie ganz einfach für normal. Ich mochte ihre Farbe und ihre Form, doch ob sie nun kleiner oder größer als die anderer Menschen waren, das hatte ich nie so genau verglichen.
Nach diesem Erlebnis jedoch habe ich ständig auf die Augen meiner Freundinnen geschaut. Wenn ein anderes Mädchen größere Augen als ich hatte, wurde ich richtig neidisch. Ich habe sogar nach Schönheitsoperationen gesucht, mit denen man die Augen vergrößern kann. Dabei fand ich meine Augen bis dahin eigentlich immer schön. Worauf ich damit hinaus will? Wenn es um Schönheit geht, dann lassen wir uns oft viel zu sehr von anderen Menschen beeinflussen. Klar gibt es auch hier verschiedene Geschmäcker. Der eine mag lieber braune Haare, der andere blonde. Der eine lieber blaue Augen, der andere grüne. Dennoch gibt es einige Schönheitsideale, an denen ist meist nicht viel zu rütteln. Und dummerweise beziehen sich diese Ideale oft genau auf die Körperstellen, an denen wir nur wenig ändern können.
Viele dieser Schönheitsideale sind tatsächlich durch die Evolution erklärbar. Erinnert ihr euch auch noch an den Biologieunterricht, als erklärt wurde, warum die Pfauenmännchen einen so farbenfrohen Schwanz haben? Wir Menschen ticken da leider ganz ähnlich. Ganz so rational wie wir eigentlich sein wollen, sind wir nicht. Gewisse äußerliche Merkmale stehen oftmals für Charaktereigenschaften, sozialen Status oder gar die körperliche Gesundheit. Große Augen und volle Lippen etwa verraten vermeintlich etwas über den Osterogen-Haushalt der Frau. Und während blasse Haut und eine eher weichere und rundliche Figur früher dafürstanden, dass man Teil der Oberschicht ist, immer genug Nahrung hat und nicht im Freien arbeiten muss, ist heute genau das Gegenteil angesagt. Denn wer braungebrannt und durchtrainiert ist, der ist ganz sicher kein langweiliger Stubenhocker.
Bei all diesen gesellschaftlich beeinflussten Schönheitsidealen ist es oftmals gar nicht so einfach, herauszufinden, was einem selber eigentlich gefällt und was man nur durch den Einfluss anderer für schön und erstrebenswert hält. Finde ich meine Augen wirklich zu klein und damit nicht schön? Oder ist es nur das Idealbild, das mich an mir zweifeln lässt? Vermutlich trifft eher Letzteres zu. Und dennoch kann ich nichts an meinem Zweifeln tun. So wirklich bringen, tut mir dieses Wissen nichts. Denn unser Denken von äußeren Einflüssen zu befreien – das wird vermutlich nie gänzlich funktionieren.
Durch unsere modernen Medien hat sich unsere Beeinflussbarkeit noch vergrößert. Jetzt sind es nicht mehr nur die eigenen Freundinnen, die uns beim Simsspielen auf unsere zu kleinen Augen aufmerksam machen können oder die Modemagazine, die wir uns vielleicht einmal im Monat leisten. Nein, plötzlich sieht jeder perfekt aus. Ob auf seinem Facebookprofilbild oder dem perfekt arrangierten Instagramprofil. Mit Photoshop und Facetune können wir jeden noch so kleinen Makel an uns beheben. Auf den Bildern, die wir ins Internet stellen, zeigen wir die Person, die wir gerne wären, während wir unser eigenes Spiegelbild verfluchen.
Okay, vielleicht ist das etwas zu überspitzt dargestellt. Ich jedenfalls finde meist, dass ich ziemlich unfotogen bin und gefalle mir in echt wesentlich besser als auf Fotos. Noch dazu kommt, dass mein Handyspeicher leider keinen Platz für Bildbearbeitungsapps bietet und Photoshop mir generell zu teuer ist. Dennoch nehme ich den Trend zur Online-Perfektionierung durchaus wahr. Ich bearbeite meine Bilder ja selbst mit den gängigen Instagram-Filtern. Und oftmals muss ich mich dreimal daran erinnern, dass die perfekte, porenfreie Haut von Bloggerin A oder Model B vermutlich ganz anders aussieht, wenn man ihr auf der Straße begegnet.

 

Glücklicherweise bin ich nicht mehr zwölf Jahre alt und mittlerweile ziemlich zufrieden mit meinem Aussehen. Klar, ab und an nagen die Zweifel an mir und dann sollen die Augen plötzlich größer geschminkt und die Waage dazu gebracht werden, ein paar Kilos weniger anzuzeigen. Doch solche Kleinigkeiten können mich nicht mehr runterziehen und dazu bringen, an meinem Gesamtbild zu zweifeln. Ich  bin froh, dass es Instagram und Co. in meiner Pubertät noch nicht gab. Versteht mich nicht falsch, ich liebe Instagram und ich liebe das Internet. Ich weiß, dass diese Dinge ganz sicher nicht nur schlechte Seiten haben, wie mein Opa das so gerne behauptet. Allerdings glaube ich, dass sie es schwerer machen, sich ein Bild von sich selbst zu machen und mit sich selbst zurecht zu kommen. Letztendlich kann ich das natürlich schlecht beurteilen und alles, was ich hier sage ist nur meine eigene Meinung. Mich würde nun interessieren, was ihr dazu sagt. Ich freue mich auf eure Kommentare!

5 Kommentare bei „Kolumne: Von Schönheitsidealen und Instagramfiltern“

  1. Also erstmal: Mir ist noch nie aufgefallen, dass du kleine Augen haben sollst!
    Und du hast recht, ich bin soooo froh in einer Zeit aufgewachsen zu sein, in der ich mich mit 12 noch nicht im Internet präsentiert habe! Allerdings weiß ich nicht, ob das mit meinem viel zu regelmäßigem Mädchenzeitschriftenkonsum nicht in genau die gleiche Richtung ging 😀
    Liebe Grüße 🙂

  2. Sehr guter Post und viele Dinge die einfach mal gesagt werden müssen!!! Schönheit kommt von Innen und nicht durch einen Filter.

    LG, Katja

    http://www.tikamana.de

  3. Ich glaube dass dieses Schönheitsideal auch durch Zeitschriften wie Bravo Girl oder Mädchen oder auch die Wendy schon vermittelt wird. Ich meine, da sind die Mädels und Models auch alle gertenschlank!
    Und ich finde deine Augen toll, sie sind dunkel und mandelförmig:-)

    Deine Mona von
    Fleur & Fatale

  4. Toller Post! Wichtige Punkte die du da ansprichst. Dieses Schönheitsideal ist schrecklich. Leider gab es das schon immer. Nur ist im Laufe der Zeit immer schlimmer geworden und jeder meint nicht gut genug zu sein. Ich bin froh, dass ich an einem Punkt angekommen bin, wo ich mich so schön finde wie ich bin. Das Internet hat dieses ganze Thema natürlich nochmal verstärkt. Da gebe ich dir vollkommen Recht! Und auch wenn wir weiterhin auf Instagram und Co. Bilder posten werden, sollten wir uns einfach bewusst werden dass nicht alles immer perfekt sein muss. Tolle Kolumne! 🙂
    Liebe Grüße
    Larissa

  5. Super gut geschriebener Beitrag ! Kenne ähnliche Situationen aus meiner Kindheit und Jugend. Ich denke – leider – da hat jeder seinen ganz persönlichen Makel. Das Gute ist nur, um so älter man wird, umso mehr akzeptiert man sich und macht sich nicht mehr verrückt 🙂

    Liebe Grüße,
    Kiamisu

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