Hanna über… diese elende Tollpatschigkeit

Ich bin eben gerade auf meinen Laptop getreten. Keine Angst, es ist nichts weiter Schlimmes passiert. Nur plötzlich ist da dieses leichte Rasseln, wenn ich auf das Mousepad klicke. Etwas nervig, aber ich hoffe es ist nicht nur die Ruhe vor dem Sturm, sondern einfach eine kleine Lektion für mein tollpatschiges Verhalten. Es ist schon erstaunlich, dass ich es so gar nicht schaffe, achtsam mit meinem Hab und Gut umzugehen. Dabei ist gerade mein Laptop meine große Liebe. Zumindest, was materielle Dinge angeht.
Aber bei mir war es schon immer so, wenn ich das schöne neue Kleid zum schicken Essen beim Italiener angezogen habe, dann habe ich mit ziemlicher Sicherheit Tomatensauce darauf gekleckert. Ich hatte meist schon diese Vorahnung – warum habe ich mich dann doch für ein so helles Kleidungsstück entschieden? In den ersten Wochen mit meinem Freund, in dieser rosarot verliebten Anfangszeit, in der man ständig zusammen kocht oder Essen geht, habe ich es tatsächlich geschafft, bei jeder einzelnen gemeinsamen Mahlzeit zu kleckern. Bei jeder. Kein Scherz. Zum Glück hat ihn das nicht abgeschreckt und mittlerweile sieht die Kleckerstatistik gar nicht mehr soo schlimm aus.
Trotzdem frage ich mich, woran es liegt. Warum hüpfe ich so gezielt in jedes Fettnäpfchen wie ein Kind beim Sparziergang in die Pfützen. Selbst wenn ich mir fest vornehme gut Acht zu geben, passiert doch irgendetwas. Nehmen wir nur meine neuen Nike Frees. Die wollte ich auf keinen Fall schmutzig machen und die Sohle sollte dieses Mal auch nicht abgewetzt werden. Doch kaum ziehe ich sie auf den Sparziergang mit meinem Hund an (ja, dumme Idee…) trete ich wie selbstverständlich nach dem mit Matsche verschmierten Ball, den mir meine Kleine vor die Füße legt. Sie schaut mich ja schließlich mit diesen großen, braunen Augen an. Wie soll ich da denn widerstehen? Und schon ist es passiert. Die Schuhe sind nicht mehr nur Orange-Rot, nein, sie werden durch einen erdigen Braunton noch ein wenig bunter.
Nun könnte man vielleicht akzeptieren, dass diese Dinge eben da sind, um sie zu benutzen. Was nützen mir die schönen Schuhe im Schrank? Sie sind zum Anziehen da. Aber mein neues Handy ist nicht da, um es auf den Boden fallen zu lassen und dennoch ist es da schon einige Male gelandet in der kurzen Zeit, die ich es habe. Dabei habe ich mir ganz fest vorgenommen, dass sowas dieses Mal nicht passiert. Zum Glück funktioniert es noch, genau wie der Laptop und den Dreck habe ich aus den Schuhen auch wieder einigermaßen rausbekommen. Dennoch bewundere ich oft die Leute, die es schaffen, alles mit einer solchen Sorgfalt zu behandeln. Die es schaffen, ihre Shirts perfekt zu falten und jede Bluse ohne die geringste Falte in den Schrank zu hängen, die beim Aufhängen ihrer Jacke nie den Haken verfehlen und für die Kleckern ein Fremdwort ist. Wenn ihr dazu gehört, dann habt ihr wirklich meinen ganzen Respekt!

Für mich ist es bis dahin noch ein langer Weg. Ich muss auch gar nicht perfekt werden. Nur will ich lernen, das was ich habe ein bisschen mehr wert zu schätzen und das heißt eben auch, es gut zu behandeln. Die Menschen, die ich liebe remple ich schließlich auch nicht ständig an oder trete ihnen auf die Füße. Gegenstände haben zwar keine Gefühle, aber wie eine durch Unachtsamkeit strapazierte Beziehung gehen auch sie irgendwann kaputt. 

13 Kommentare bei „Hanna über… diese elende Tollpatschigkeit“

  1. Ein echt bedeutsamer Post!
    Alles braucht seine Zeit 🙂

    Liebst, Jule

    http://jule-elysee.blogspot.de/

  2. Wundervoller Post 🙂 Diese Gedankenposts sind echt deine große Stärke! Ich bin auch elendig tollpatschig, kann nichts mit Schokolade essen ohne sie danach immer im Gesicht zu haben.
    Alles Liebe,
    Fee von Floral Fascination

  3. Ich finde tollpatschige Menschen sympathisch 😀

    Liebe Grüße,
    Celly von I date books

  4. Zu diesem Thema hatte ich mit meinem Ex-Freund eine lange Diskussion mit dem Thema, ich würde dir Dinge nicht angemessen wertschätzen. Ich schmeiße permanent Dinge um… Mein Wohnzimmertisch ist vom gestrigen Abend mit Rotwein bekleckert, meine Senseo hat leichte Schmor-Wunden von meinem Glätteisen (zu meiner Entschuldigung – in meiner alten Wohnung gab es im Bad keine Steckdose) und mein Handy hat wunderschöne Macken. Ich gebe mir Mühe, werde aber nie ein Shirt perfekt falten können.

    Ich habe eine andere Schlussfolgerung gezogen als du – natürlich gehe ich mit den Menschen, die mir nahe stehen, nicht so um… Aber die Gegenstände meines täglichen Gebrauchs sind nun mal Gebrauchsgüter. Und letztlich kommt immer mal irgendwo eine Macke rein, bei einigen Menschen früher bei anderen später, deswegen schätze ich die Dinge nicht weniger wert, wichtig für mich ist aber im Leben definitiv nicht die Beständigkeit materieller Dinge.

    Woran es liegt? Nun, es gibt meine ich auch ein Tollpatsch-Gen. Schaue ich mir meine Mama an, bin ich mir da sogar ganz sicher 😉 Also – bleib wie du bist 🙂

    Liebe Grüße,
    Sabine von Zuckermischwerk

  5. Ein wundervoller Text, gefällt mir sehr gut 🙂
    Bei dem Foto finde ich das Motiv auch super, allerdings ist der Hintergrund leider nur sehr ungleichmäßig unscharf gemacht, was unruhig wirkt, wenn man es anschaut, vielleicht kannst du da ja nochmal nachbessern.
    Liebe Grüße, Pekanali

    http://www.pekanali.blogspot.de

  6. Diese Art von Menschen die du beschreibst gibt es nicht. Es mag nach außen evtl. so wirken, doch der Schein trügt. Für mich klingen deine Wort nicht nach Tollpatschigkeit und fehlender Wertschätzung sondern einfach nach einer Nutzung von Gebrauchsgegenständen.

    Fehlende Wertschätzung basiert auf Fahrlässigkeit und Absicht. Das ist bei dir wohl nicht der Fall. 🙂

    Natürlich gehst du mit den Menschen in deiner Umgebung bedacht und liebevoll um aber auch dort wirst du ab und an Ecken und Kanten verstreuen. Hin und wieder rutschen einem einfach mal dumme oder unbedachte Wort heraus; oder man steigt jemanden unabsichtlich auf die Füße. Nach einer Entschuldigung ist die Sache meist verziehen und vergessen.

    Bei deinen Gegenständen ist es letztendlich nicht viel anders. Du hebst sie auf, entschuldigst dich mental und gibst dir selbst gedanklich einen Rüffel. Beides ist für mich Wertschätzung.

    Aus eigener Erfahrung kann ich nur berichten, eine Tollpatschigkeit wird nicht wirklich geringer. Dafür lernt man aber besser damit umzugehen. 😀

  7. Das zu hören, freut mich wirklich. Die schreibe ich nämlich auch am liebsten. 🙂

  8. Das ist auch ein interessanter Blickwinkel und gut zu wissen, dass ich nicht die einzige bin, die sich mit diesem Thema auseinander setzt. Das mit dem Tollpatsch-Gen kann ich mir übrigens auch vorstellen, denn meine Mutter ist oft genauso geschickt wie ich, wenn auch nicht ganz so extrem. 😀

  9. Ich habe bei dem Foto ein paar störende Plastikstühle aus dem Hintergrund wegretuschiert, daran liegt das wahrscheinlich. Wenn ich Zeit habe, werde ich mich aber nochmal dransetzen und es besser versuchen. Ich hatte gehofft, es fällt niemandem auf. 😀

  10. Naja, ich will zumindest versuchen, etwas daran zu bessern, weil es schon nervt, wenn man ständig irgendetwas kaputt macht. Und du hast Recht, diese perfekten Menschen, die ich beschreibe, gibt es nicht. Aber dennoch ist die Tollpatschigkeit bei manchen Menschen stärker ausgeprägt als bei anderen. Jeder lässt mal was fallen, aber nicht bei jedem passiert das täglich. Und ich gehöre leider zu letzterer Kategorie. 😀

  11. was hat eigentlich das Bild zu bedeuten?

  12. Das Bild ist schon ziemlich alt, aber ich fand es irgendwie zu dem Text passend. Da ich dort ja auch etwas umschmeiße. Eine tiefere Bedeutung hat es aber nicht.

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